Facebook: Halbierung der Werbeeinnahmen durch Anti-Tracking in iOS 14?

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Die Welt des für Nutzer „kostenfreien“ Internets basiert auf Werbeeinnahmen und dem Sammeln von Nutzerdaten. Dieser Umstand steht seit jeher in Konflikt mit dem Thema Datenschutz. Nun könnten die Datenschutzbemühungen des einen IT-Giganten Apple dem anderen IT-Giganten Facebook gehörig auf die Füße fallen. Und tatsächlich droht dem Unternehmen rund um Gründer Mark Zuckerberg ein drastischer Einbruch der Werbeeinnahmen – Facebook warnt sogar vor dramatischen Folgen.

Apple stärkt Nutzer und ärgert Facebook

Als Apple vor kurzem sein neues Betriebssystem iOS 14 vorgestellt hat, kassierte der Konzern aus Cupertino breites Lob. Grund dafür sind unter anderem die neuen Datenschutzfunktionen in iOS 14, die das Tracking der Nutzer deutlich erschweren. Aber worum geht es genau? Apple hat seine Datenschutzsystematik so umgestellt, dass Drittanbieter-Apps fortan eine Tracking-Erlaubnis von den Apple-Usern einholen müssen.
Das führt dazu, dass Entwickler den sogenannten Advertising Identifier (IDFA) nicht mehr wie bisher frei verwenden können. Jedenfalls so lange nicht, bis der Nutzer aktiv zustimmt. Durch diesen zusätzlichen Mechanismus werden höchstwahrscheinlich deutlich mehr User als bisher dem Tracking eine Absage erteilen. Das hat einschneidende Folgen, denn diese Kennnummer ist ein wichtiger Bestandteil, damit Werbetreibende personalisierte Werbung schalten können.

50 Prozent Einbruch der Facebook-Werbeeinnahmen?

In einem Post reagiert Facebook auf die schlechten Nachrichten aus dem Hause Apple und warnt vor den Auswirkungen der neuen Datenschutzfunktionen in iOS 14. Wie es von Seiten von Facebook heißt, werde die Verschärfung des Tracking-Schutzes einen drastischen Einnahmerückgang im Rahmen des Werbeprogramms „Audience Network“ zur Folge haben.
Man habe bereits selbst Tests durchgeführt und dabei einen Rückgang der Werbeeinnahmen von mehr als 50 Prozent festgestellt.

Der Social Media-Konzern weist darauf hin, dass die Abnahme der Werbeeinnahmen vor allem kleinere Verlagshäuser, Content-Ersteller und App-Entwickler treffen werde. Dieser Darstellung widerspricht David Chavern, Präsident des nordamerikanischen Verlagsverbandes News Media Alliance. Auch wenn es Auswirkungen geben werde, rechnet Chavern mit weitaus weniger dramatischen Folgen. Viele Verlagshäuser und Entwickler würden eigene Systeme für personalisierte Werbung nutzen. Personalisierte Werbung sei damit auch nach Apples Update weiterhin ohne Einschränkung möglich.

Apple verfolgt eine ganz eigene Strategie

Auch wenn aktuell noch nicht klar ist, wann iOS 14 für Apple-User offiziell erscheint, zeichnet sich bei Apple eine eigene Strategie ab. Dieser Ansicht ist auch der Chef des Online-Werbeunternehmens Flashtalking, John Nardone. In einem Interview gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters stellte er klar:

„Apple verfolgt mit diesem Schritt auch ein Eigeninteresse. Wenn es schwerer wird, mit Werbung Geld zu verdienen, dann müssen Apps von Nutzerinnen und Nutzern direkt mehr Gebühren verlangen.“ Das passt ins Bild. Erst kürzlich hatte Apple einen Streit mit Epic Games vom Zaun gebrochen, in dem es ebenfalls um den Profit aus App-Einnahmen ging.

Branche unter Zugzwang

Ebenso spannend wie das offizielle Release von iOS 14 (vermutlich im Oktober) bleibt die Entwicklung der Einnahmeströme im Web. Bedeutet die App-Fokussierung womöglich wieder eine Abkehr von der rein werbebasierten Kostenlos-Mentalität oder erleben wir nur eine weitere Aufspaltung?

Fest steht allenfalls, dass Apple die Branche – allem voran den Social Media-Konkurrenten Facebook – aufgerüttelt hat. Immerhin sieht sich Facebook gezwungen, sowohl Facebook als auch Instagram und WhatsApp entsprechend umzubauen. „Wir wollten diese Änderungen nicht, aber leider zwingt uns Apples Update auf iOS 14 zu diesem Schritt,“ heißt es vielsagend in Facebooks Blogpost.

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