Google ist die zentrale Säule im Web, wenn es darum geht, gefunden zu werden. Dementsprechend sorgen Änderungen am Algorithmus der Suchmaschine stets für helle Aufregung in der Digitalwirtschaft. Immerhin basieren ganze Geschäftsmodelle und Berufsbilder mittlerweile auf dem digitalen Räuber und Gendarm-Spiel. Wie der Konzern jetzt ankündigte, steht in Kürze die größte Algorithmus-Änderung seit Jahren an. Demnach soll jede zehnte Suchanfrage betroffen sein.
„BERT“ vielleicht die größte Änderung der Unternehmensgeschichte
Bei der Namensgebung für die Änderung des Algorithmus hat man im kalifornischen Mountain View wieder ganz tief in die Mottenkiste gegriffen. Der neue Algorithmus trägt den Namen „BERT“, hat aber bis auf den Namen nichts mit dem grummeligen Charakter aus der Sesamstraße gemeinsam. Hinter der Abkürzung steht der technische Begriff „Bidirectional Encoder Representations from Transformers“.
Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass der Algorithmus Wörter einer Suchanfrage nicht mehr Wort für Wort, sondern im Verhältnis zu anderen Worten der Suchanfrage verarbeitet. Unter dem Strich soll die Suchmaschine Suchanfragen, die aus ganzen Sätzen oder komplexen Wortkombinationen bestehen, besser verstehen. „Das ist die größte, beste Änderung, die wir in den vergangenen fünf Jahren gemacht haben und vielleicht die größte seit unseren Anfängen“, so ein Google-Manager gegenüber der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ).
Kontext wird besser in die Suche einbezogen
Das Unternehmen erläutert den großen Unterschied zur aktuellen Suche anhand eines Beispiels: „Darf ich Medikamente für jemanden in der Apotheke holen?“ Früher hätte der Algorithmus Apotheke und Medikamente als die wichtigsten Begriffe herausgepickt. Daraus hätte die Suchmaschine darauf geschlossen, dass der Nutzer nach einer lokalen Apotheke sucht.
Durch die Analyse der Wörter im Kontext, wie zum Beispiel durch die Kombination von Apotheke, Medikamente und „darf“ erkennt die Suchmaschine, dass es sich höchstwahrscheinlich um eine juristische Suchanfrage handelt. Folglich sollen die Suchergebnisse in Zukunft noch besser aus dem Kontext erkannt werden. Verantwortlich ist unter anderem die Präpositionserkennung. Während Wörter wie „bei“, „für“ oder „nach“ für den Algorithmus bisher keine Rolle gespielt haben, ist das mit dem Update anders.
Rollout zunächst nur für die US-Suchmaschine
Betroffen sollen davon zunächst zehn Prozent aller Suchergebnisse sein. Bei den verbleibenden 90 Prozent der Suchergebnisse wird es laut aktuellen Informationen derzeit noch keine Änderungen geben. Zudem tangiert die Änderung zunächst ausschließlich die US-Version der Suchmaschine. Wann Google den neuen Suchalgorithmus auch in Deutschland und anderen Ländern ausrollt, ist derzeit noch unklar. Aktuell laufen jedoch globale A/B-Tests mit menschlichen Testern, die Fehler beseitigen sollen.